Ein kleiner Junge kam später nach Hause, als die Mutter erwartet hatte. Als sie nach dem Grund der Verspätung fragte, antwortete das Kind: «Ich habe Julia geholfen. Ihre Puppe ist kaputtgegangen.» «Hast du geholfen, sie zu reparieren?» fragte die Mutter. «Nein», antwortete das Kind. «Ich habe ihr geholfen zu weinen.» (aus «Hoppla! Neue Geschichten für andere Zeiten», Verein Tecum)

Diese kleine Geschichte drückt genau aus, was das Herz von Trauerbegleitung ist. Das Seminar «An der Seite von Trauernden» des bcb nahm die rund 30 Teilnehmenden am vergangenen Samstag mit in die Welt der Trauernden. Geleitet wurde das Seminar von Monika Riwar, Theologin und Ausbildnerin beim bcb, und Milena Stoll, Begleitende Seelsorgerin und Familientrauerbegleiterin. Anhand der beiden Modelle Trauerhaus und dem Kaleidoskop der Trauer entdeckten die Teilnehmenden, wie individuell und vielseitig ein Trauerprozess erlebt wird. Milena Stoll teilte aus ihrem Methodenkoffer der Familientrauerarbeit ganz viele praktische Tools. Verbunden mit anschaulichen Beispielen aus ihrem eigenen Erleben ermutigte sie zu einem hilfreichen Umgang mit Trauernden und gab auch gleich praktische Werkzeuge an die Hand.

 

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Monika Riwar zeigte auf, wie die eigene Person mit uns nahestehenden Personen nicht nur psychisch, sondern auch neuronal verbunden ist. So sind also uns wichtige Menschen als neuronale Verknüpfungen ins eigene «Selbst» eingewoben. Bei einem Todesfall ist zwar äusserlich gesehen der Verbindungsfaden gerissen, doch innerlich ist nach wie vor eine Verbundenheit da. Es geht dann darum Wege zu finden, diese Verbundenheit neu zu gestalten. Dies ist auf vielseitige Art und Weise denkbar.

Im Trauerprozess scheint der Hilferuf «Gott hilf!» oft an der Decke hängen zu bleiben. Als Begleiter halten wir stellvertretend für den Trauernden an der Hoffnung fest, dass der verborgene Gott da ist, mitaushält und mitgeht. Und wir halten fest am Vertrauen, dass nach einem Verlust das Leben leise wieder gelernt werden kann. Es wird nicht mehr gleich sein wie vorher, aber da wird wieder Leben sein.

Gestärkt und ermutigt für ihr Unterwegssein mit trauernden Menschen machten sich die Teilnehmenden auf den Heimweg. Und so manche wird wohl der Satz «Trauern ist die Lösung und nicht das Problem» weiterbegleiten.

Ursula Blatti, Geschäfts- und Ausbildungsleitung