Unter diesem Titel findet am 10. Juni 2023 in Aarau ein Seminar mit Wilfried Veeser und Monika Riwar statt. Ursula Blatti wollte von Wilfried Veeser, Theologe, Ausbildner und Psychotherapeut, wissen, was es mit diesem Thema auf sich hat und stellte ihm einige Fragen:

«Von Kopf bis Fuss auf Beziehung eingestellt» so lautet der Titel des Seminars. Das hört sich so an, als würde die Ausrichtung auf Beziehungen zur Grund-DNA der Menschheit gehören?
Genauso ist es. Aus der Sicht des Gehirns ist es dem Menschen in der Regel wichtiger, in gelingenden Beziehungen unterwegs zu sein, als über andere zu triumphieren und ständig als Sieger vom Platz zu gehen. Das Wohl der anderen im Blick zu haben, Menschen zu unterstützen und sich um das Gemeinwohl zu kümmern, dämpft die Aktivität schädlicher Gene, die schleichende, chronisch-subakute Entzündungen verursachen. Diese sind z.B. für Herzinfarkte, Schlaganfälle, zahlreiche Krebserkrankungen und Demenzen verantwortlich. In welchem Umfang Menschen einem solchen sinnerfüllten und sozial orientierten Leben folgen, ist verschieden und kann z.B. mit dem NEO-PI-R Persönlichkeitstest in Teilen gemessen werden.

Was fasziniert dich so an diesem Thema?
Als Mensch muss ich genetischen Einflüssen nicht hilflos folgen, sondern ich kann durch mein Verhalten die Genaktivität beeinflussen. Dass der Verzicht auf Nikotin, Alkohol und auch auf ein hektisches Leben mit häufigen Disstresserfahrungen einen positiven Einfluss auf unsere Gesundheit haben, wissen wir schon länger. Bereits die Menschen in biblischer Zeit wussten: «Eifer und Zorn verkürzen das Leben. Und Sorge macht alt vor der Zeit» (Sirach 30,24). Dass aber auch die liebende Zuwendung zu anderen Menschen im Gemeinwesen einen nachweislich positiven Effekt hat, ist eine recht neue Erkenntnis aus den «Social Genomics» Forschungen.

In diesem Seminar beziehst du dich auch auf das Buch von Joachim Bauer «Das empathische Gen». Siehst du Parallelen zwischen Erkenntnissen der Genforschung und der biblisch-weisheitlichen Perspektive?
Auf jeden Fall. Wenn ein Leben, das das Wohl des anderen im Blick hat, schon säkular betrachtet einen positiven Effekt auf die Gesundheit hat, um wie viel mehr können Christen davon profitieren. In christlichen Gemeinden haben Beziehungen, Gemeinschaft, Nächstenliebe eine hohe Bedeutung. Hier geht es um Liebe (agape) als gelebte Annahme. So wie Gott den Sünder liebt und annimmt, so sollen Christen in ihren Gemeinden einander annehmen und den Nächsten lieben. Wo Menschen in gelebter Gemeinschaft unterwegs sind, wirkt dies wie ein heilsamer Raum. Natürlich werden auch Christen krank und sterben. Doch die sich durch den Glauben entfaltenden Sinnperspektiven in gelebten Beziehungen reduzieren Stress und helfen zu einem guten, sinnerfüllten Leben.

Was dies konkret fürs Unterwegssein mit Menschen bedeutet, das erfahren die Teilnehmenden bestimmt am Seminartag. Aber gibt es eine kleine Erkenntnis, die dich ganz persönlich durch die Auseinandersetzung mit dem Thema bewegt hat und die du teilen möchtest?
Diese Forschungsresultate motivieren mich zusätzlich, Menschen zur christlichen Gemeinschaft im Sinne eines heilsamen Raumes einzuladen. Und als christliche Gemeinden sollten wir alles dafür tun, um Streitereien und Konflikte z.B. durch Supervision rechtzeitig zu klären (vgl. Eph 4,26), die Beziehungen untereinander zu fördern und andere unsere Nächstenliebe emotional und tatkräftig spüren zu lassen.

Für wen ist der Seminartag geeignet? Und gibt es noch etwas, was du unbedingt noch sagen möchtest?
Wir freuen uns über alle, die dieses Thema anspricht. Es wird deutlich, warum die Beziehung matchentscheidend ist für den «Erfolg» der Gespräche. Besonders zielen wir auch auf verantwortliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Gemeinden ab. Oft haben sie es in der Hand, in welcher Atmosphäre die Menschen in einer Gemeinde, in Hauskreisen und den Gemeindeanlässen unterwegs sind.
 
Vielen Dank für die Beantwortung der Fragen!

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