Stille ist eine Kraftquelle, die uns helfen kann, Stress abzubauen, unsere Gedanken zu ordnen und unsere Kreativität zu entfalten. Sie beruhigt und entspannt, schenkt Klarheit und neue Perspektiven. In der Stille kommen wir bei uns selbst an, spüren unsere eigenen Bedürfnisse und entdecken, wer wir wirklich sind. Doch sie ist mehr als nur ein Moment des Innehaltens – sie kann eine Brücke zu etwas Größerem sein.

Wer sich dem Schweigen hingibt, öffnet sich für die Begegnung mit Gott. In der Ruhe können wir uns ihm nähern, empfänglich werden für seine Gegenwart. Die Bibel erinnert uns daran: „Seid stille und erkennet, dass ich Gott bin!“ (Psalm 46,11). Es ist in der Stille, dass wir Gottes Stimme hören können. Søren Kierkegaard bringt es auf den Punkt: «Wenn alles still ist, geschieht am meisten.»

Doch Stille ist nicht immer einfach. Sie ist umkämpft – von außen durch die laute, hektische Welt, die uns suggeriert, dass Stillsein unproduktiv sei. Von innen treten Unruhe, Ablenkungen und Widerstände auf. Wer längere Zeiten des Schweigens sucht, braucht psychische Stabilität, denn die eigene Einsamkeit kann sich verstärken. Dennoch lohnt es sich, den Weg zur Stille zu wagen, denn sie führt uns tiefer zu uns selbst und zu Gott.

Die christliche Meditation hat eine lange Tradition, doch viele ihrer Wurzeln wurden vergessen. Jetzt ist es an der Zeit, diese Schätze wiederzuentdecken. Während die fernöstliche Meditation oft darauf abzielt, leer zu werden, sucht die christliche Meditation die Ausrichtung auf Gott – eine Öffnung des Herzens für seine Nähe. Meditieren bedeutet dabei nicht nur Verweilen, sondern auch Nachsinnen, Murmeln, Bewahren. Psalm 1 lädt dazu ein, Gottes Wort immer wieder im Herzen zu bewegen, bis es in uns lebt.

Diese Form der Meditation hilft uns, unser inneres «Gefäß» vorzubereiten, damit Gottesbegegnung möglich wird. Es gibt viele Wege, diese Erfahrung zu vertiefen: Meditation mit Bibeltexten, Gedichten oder Musik, Exerzitien als geistlicher Übungsweg oder Kontemplation – das schlichte Dasein in Gottes Gegenwart. Auch Atemgebete wie das Jesusgebet oder Gebärdengebete können helfen, sich auf ihn auszurichten.

Stille ist eine Einladung, Gott zu begegnen. Wer sich darauf einlässt, kann sich neu ausrichten – auf ihn, seine Liebe, seine Gegenwart. Im Einklang mit Gott, an der Quelle, am Weinstock Jesus, im Liebesfluss – vom Kopf ins Herz.

Lass dich von der Stille führen. Sie hält mehr für dich bereit, als du denkst.

Aus dem Fachimpuls «Stille und christliche Meditation» von Claudine Aeberli am Netzwerktag 2025.
www.claudineaeberli.ch